Westfälische Nachrichten: Ausstellung im Stiftsmuseum – Schürzen: Praktisch und edel

Westfälische Nachrichten: Ausstellung im Stiftsmuseum – Schürzen: Praktisch und edel

Quelle: Westfälische Nachrichten

Hinter annähernd jeder Schürze her waren in den vergangenen Wochen und Monaten Geschichts- und Heimatverein Tecklenburg (GHV) sowie der Heimatverein (HV) Leeden. Den Grund für die Schürzenjagd bildete die am Wochenende eröffnete Sonderausstellung zum Thema „Schürzen“ im Stiftsmuseum, die Mitglieder der beiden Vereine zusammen gestellt hatten. Sie steht unter der Schirmherrschaft von Anja Karliczek als Mitglied des Deutschen Bundestages.

Die Abgeordnete ließ sich vom Leedener Vorsitzenden Rudolf Rogowski und seinem Tecklenburger Kollegen Frank Bosse durch die Ausstellung führen und erinnerte sich an ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau in den 1990er Jahren, als für sie im Service eine Schürze zum schwarz-weißen Dienstoutfit gehörte. Sie dankte den Organisatoren für die Sonderausstellung. Leinen und handwerkliche Manufaktur hätten seit dem 17. Jahrhundert eine lange Tradition „im Herzen des Tecklenburger Landes“. Überlieferte Fertigkeiten seien „bis heute fest mit unserem Heimatgefühl verbunden und somit Teil unserer Identität“.

Aufmerksam ließ die Schirmherrin sich erklären, wie der Schurz des Schmiedes im Mittelalter bereits seinem Schutz diente, ehe der Schuster seine Schürze gleichsam als Werkzeug zum Nageln nutzte, was Rudolf Rogowski humorvoll und anschaulich schilderte.

„Legten Männer ihre Schürze oder später ihren Kittel ab, war das ein Zeichen für den Feierabend“, berichtete Rogowski. „Schwarze Schürzen trugen Frauen bei einem Trauerfall oft jahrelang zum Kirchgang“, ergänzte er und benannte die Einmalschutzkittel, die etwa Mediziner beim Umgang mit infektiösem Material tragen, als „letzte Entwicklung im Bereich der Schürzen“.

Wilhelmine Fortmeyer stellte auf dem heimischen Webstuhl gewebte Tuche und daraus genähte Kleidungsstücke vor, die ein Blickfang im Erdgeschoss sind. Im oberen Stockwerk des Stiftshauses sind unter anderem Kinderschürzen zu finden.

Frank Bosse freute sich über die Ausstellung „im reizvollen Ambiente des Stiftsmuseums“, die am Eröffnungssonntag bereits unter anderem Gäste aus Ledde, Lengerich, Lienen, Wechte und Westerkappeln besucht hatten. Er findet das gemeinsame Nutzen der beiden Heimatvereine schön und verwies darauf, dass die Ausstellung keineswegs nur für Frauen interessant sei, da viele Männer in Berufen wie Bäcker oder Koch ebenfalls Schürzen tragen.

Die ehemals in Oldenburg unterrichtende Kunstgewerbelehrerin Brigitte Hoffmeister aus Bad Iburg, die schon mehrere kunsthandwerkliche Ausstellungen im textilen Bereich gestaltet hat, gratulierte in ihrer Eröffnungsrede „zu dieser reichhaltigen Ausstellung so unterschiedlicher Schürzen“ und schrieb begeistert in das Gästebuch: „Es ist eine Freude, durch dieses wunderschöne Haus zu gehen, in dem Geschichte auf Schritt und Tritt sichtbar wird.“

Bis Oktober 2015 hat dazu jeder Gelegenheit und kann die Sonderausstellung mit etwa 120 Schürzen im Stiftsmuseum Leeden, Stift 19, sehen.



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