11 Apr. Brexit am frühen Morgen – Josefschüler diskutieren mit Ministerin
Mettingen. Wo soll es hingehen? Nein, nicht nach der Schule, sondern mit Europa. „Was bedeutet der Brexit für uns in Mettingen und was für unser Berufsleben?“ Diese und noch viele Fragen mehr stellten die Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse der Josefschule in den ersten beiden Unterrichtsstunden der Bundestagsabgeordneten Anja Karliczek (CDU) aus Brochterbeck. Die Schüler hatten sich gut vorbereitet und ließen der Politikerin 90 Minuten lang keine Atempause. „Wie es jetzt weitergeht, weiß niemand so genau. Aber niemand will einen harten Brexit!“ betonte sie.
Karliczek erinnert: „Für den Ausstieg haben vor drei Jahren 51,9 % der Briten gestimmt. Das war sehr knapp und ist nur deshalb damals so eingetreten, weil viele junge Menschen und EU-Befürworter nicht zur Wahl gegangen waren.“ Sie habe sich damals ihren Wecker gestellt und sei nachts aufgestanden, um die Bekanntgabe des Ergebnisses live im Fernsehen zu verfolgen. „Eindeutig war damals, dass es in den verschiedenen Landesteilen große Unterschiede gab. Schottland und Irland wollten mehrheitlich in der EU bleiben, dagegen England und Wales wollten mehrheitlich raus.“ Welche dramatischen wirtschaftlichen Auswirkungen der Austritt für Großbritannien haben werde, werde erst jetzt vielen britischen Bürgern klar. „Allein den Kapital- und Warenverkehr am Laufen zu halten, ist schon hochkompliziert.“ ist sie überzeugt.
Und: „Es wird viel zu wenig über Politik diskutiert.“ bedauerte die Bundestagsabgeordnete und ermunterte die diskussionsfreudigen Josefschüler, sich weiterhin für ihre Ziele zu engagieren. „Wenn Entscheidungen getroffen werden, gibt es immer jemanden, der dagegen ist“. Das beste Beispiel dafür sei die aktuelle Diskussion über die EU-Urheberrechtsreform. „Viele reden mit, aber oft sind nur Halbwahrheiten in der Welt. Die Reform ist ein Ergebnis einer zweijährigen Verhandlungszeit. Fakt ist, wir die Regeln der analogen Welt auf die digitale Welt anpassen müssen. Fakt ist auch, dass Urheber fair vergütet werden müssen. Die großen Plattformen müssen in die Pflicht genommen werden. Autoren, Musiker und Künstler haben ein Recht auf ihr geistiges Eigentum.“ sagte Anja Karliczek und steht zu ihrer Entscheidung. Es gehe nicht, darum das Internet zu zensieren, sondern die großen Plattformen sollten endlich gezwungen werden, einen fairen Anteil ihrer Gewinne an die tatsächlichen Urheber weiterzugeben.
Bei dieser Diskussion waren die Schüler in ihrem Element „Wir wachsen mit digitalen Medien auf. Die Freiheit des Internets ist eine große Errungenschaft. Wir wollen nicht, dass das durch Uploadfilter gefährdet wird“, sagten sie und freuten sich, dass die Ministerin ausreichend Zeit für eine Diskussion mitgebracht hatte. Selfie zum Abschluss inklusive.