St. Josef Mitarbeiter sprechen mit Anja Karliczek MdB

St. Josef Mitarbeiter sprechen mit Anja Karliczek MdB

Der Schreck sitzt noch tief

Emsdetten. Ja, die Angst vor dem Virus sitze noch tief in den Knochen, berichteten die Mitarbeiter der Stiftung St. Josef beim Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten und Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) und schilderten ihre Erfahrung in den ersten Corona-Wochen im Seniorenzentrum. Der Virus war ganz zu Beginn der Pandemie unbemerkt durch einen Patienten aus dem Krankenhaus ins Seniorenzentrum gelangt und steckte in Windeseile Pflegekräfte und andere Patienten an. „Wir arbeiteten in 12-Stunden-Schichten, wir kannten die Bilder aus Italien und mußten mitansehen, wie auch hier im Haus die Ansteckung schnell um sich griff.“, sagte Silvia Witzke, die seinerzeit selbst positiv getestet worden war. 27 Mitarbeiter hatten sich bei der Pflege infiziert und leiden teilweise noch heute unter den schweren Folgen der Krankheit. „Mein Leben ist nicht mehr so, wie es vorher war.“ sagte eine der Mitarbeiterinnen, den Tränen nah. Als „enorme seelische Belastung“ beschrieb Petra Baumann, Einrichtungs- und Pflegedienstleitung der Stiftung St. Josef, die Lage. Besonders habe die Mitarbeiter seelisch mitgenommen, dass einige der 17 erkrankten Schützlinge verstarben, ohne ihre Angehörigen noch einmal sehen zu können. „Wir waren froh, als wir endlich die engsten Familienangehörigen wieder zulassen durften“, so Petra Baumann. Aber auch die Sorge um die eigene Gesundheit beunruhigte die Mitarbeiterschaft.

Anja Karliczek fragte nach, wie die Mitarbeiter die Infektion mit Covid-19 erlebt hatten. Renate Schlautmann hatte es als eine der ersten Pflegekräfte getroffen. Sie lag als Corona-Patientin wochenlang isoliert im Krankenhaus. „Ich weiß nicht, was schlimmer war: die Atemnot oder den ganzen Tag mit der Angst allein zu sein.“
Ähnliches berichtete auch Michael Tecklenborg aus dem Haus Sonnenhof. Seine Lungen sind immer noch stark beeinträchtigt und sein Lebensalltag stark eingeschränkt. Die Ärzte hatten gewarnt, dass auch anhaltende Gedächtnislücken oder Geschmacksverlust mögliche Spätfolgens sein könnten.

Bürgermeister Georg Moenikes und CDU-Politiker Stefan Ahmann bestätigten das gute Zusammenwirken von Kommune und Kreis in dieser angespannten Zeit und wünschten sich längere Zeiträume, um Verordnungen auch umsetzen zu können.

Mit großer Sorge beobachte er die zunehmende Sorglosigkeit auf der Straße, sagte Dr. Peter Eckhardt (Vorsitzender Stiftung St. Josef). „Corona ist nicht vorbei. Jedem, der mal mit Betroffenen gesprochen hat, wird schnell klar werden, dass das Ausblenden der Infektionsgefahr unverantwortlich ist.“ Auch Anja Karliczek betonte, dass die aktuellen Zahlen ein klares Indiz dafür seien, dass Abstand halten und das Tragen einer Mund-Nasen-Maske einen guten Zweck erfülle – aber man dürfe sich nicht zu sicher fühlen, denn die Zahlen könnten sich auch blitzschnell ändern. „Wir sollten nicht glauben, dass wir im Herbst Corona-frei sind. Der Corona-Virus wird uns noch beschäftigen, bis ein Impfstoff gefunden ist.“ sagte sie und plädierte, weiterhin für ein konsequentes Tragen der Masken und die Einhaltung von Hygienebestimmungen zu werben.



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