Landfrauengespräch mit Ministerin

Landfrauengespräch mit Ministerin

Anja Karliczek: Haltungsform sagt nichts über Tierwohl aus

Hörstel. „Ich bleibe so lange, bis keine Fragen mehr gestellt werden!“, sagte Anja Karliczek, CDU-Bundestagsabgeordnete und Ministerin, beim Besuch der Landfrauen aus Hörstel, Dreierwalde, Bevergern und Riesenbeck. Und sie machte ernst: Deutlich länger als geplant blieb sie im Landmaschinenmuseum in Riesenbeck. Über zwei Stunden sprach sie mit den ca. 40 Landfrauen, über Bildung, Digitalisierung im ländlichen Raum und über die Zukunft der Landwirtschaft. „Wir hören immer, Landwirtschaft soll sich ändern. Die Gesellschaft akzeptiert das so nicht mehr.“, sagte eine Landfrau aus Hörstel.  „Wir sind durchaus zu Veränderungen in der Tierhaltung bereit.“, führte sie weiter aus. „Aktuell bekommen wir aber nicht mal Tierwohlaufwendungen der Stufe 2 am Markt realisiert. Wenn, wie von einem großen Discounter angekündigt ab 2030 nur noch Frischfleisch der Haltungsstufe 3 und 4 angeboten werden soll, setzt es voraus, dass sehr hohe Investitionen getätigt werden müssen. Hierzu müssen erstmal die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden.“ Das sei ihre Forderung an die Politik. Sie benötigten Planungssicherheit und eine faire Entlohnung. Mit einer glasklaren Haltungs- und Herkunftskennzeichnung könnten Verbraucher selbst entscheiden, was sie essen wollen. „Aber wenn es so weiter geht, gibt’s uns heimische Landwirte bald nicht mehr.“, brachte sie die augenblickliche Lage auf den Punkt.

„Auch die Verbraucherzentrale kritisiert, dass die Kategorisierung nach Haltungsformen kein Tierwohllabel ist. Sie ist freiwillig und lässt die importierten Produkte außen vor.“, sagt Anja Karliczek und stellt sich klar auf die Seite des staatlichen Tierwohllabels. „Es muss uns gelingen, gute Produktion und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut zu kriegen. Die ganze Vermarktungskette muss einbezogen werden, damit die deutsche Landwirtschaft die Last nicht allein tragen muss. Das gibt mehr Planungssicherheit für Investitionen.“, sagt sie und bringt die regionale Vermarktung stärker in den Fokus. „Landwirtschaft und Gastronomie müssen stärker zusammenwachsen und eine regionale Marke entwickeln.“ Der Genossenschaftsgedanke müsse wieder mehr in den Vordergrund rücken. Das könne zumindest ein Mosaikstein von vielen weiteren Maßnahmen zum Erhalt der Landwirtschaft sein.



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