06 März Vier Wochen im Abgeordnetenbüro von Frau Karliczek MdB
„Däumchen drehen und Kaffee trinken“- nicht selten bekam ich diese Antwort im Vorfeld meines Praktikums als Reaktion auf die Frage, was ein/e Bundestagsabgeordnete/r tagtäglich mache. Auch wenn sie größtenteils scherzhaft gemeint war, wollte ich es genauer wissen: Wie sieht eigentlich die tägliche Arbeit eines Abgeordneten aus und welche Aufgaben fallen für die Büromitarbeiter/-innen an? Zudem erhoffte ich mir von dem Praktikum einen Einblick in die innenpolitischen Prozesse der Bundesrepublik Deutschland zu erhalten und somit eine Ergänzung zu meinem international ausgerichteten Studiengang zu schaffen.
Dank der Bundestagsabgeordneten Anja Karliczek aus meinem Heimatwahlkreis konnte ich vier Wochen lang das parlamentarische Geschehen in Berlin genauer betrachten und auf meine Fragen Antworten erhalten.
Irrgarten Bundestag
Angekommen im Abgeordnetenbüro lief dann auch in der Tat die Kaffemaschine auf Hochtouren, allerdings nur nebenbei, denn die Mitarbeiterinnen hatten alle Hände voll zu tun. Dies war nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass meine erste Praktikumswoche eine Sitzungswoche war. Während dieser Phase reiht sich für die Abgeordneten ein Termin an den anderen. Die Vierzig-Stunden-Woche gibt es in dieser Zeit kaum, sodass die Mitarbeiter/-innen und AbgeordnetInnen zumeist deutlich länger im Büro bleiben. Nach einer herzlichen Begrüßung seitens des Büro-Teams und einem ersten Kennenlernen mit Frau Karliczek beantragte ich bei der Hausausweisstelle meinen Ausweis, der als Zugangsvoraussetzung für den Bundestag fungiert. Der Bundestag ist mehrere 100.000 m² groß und glich für mich in den ersten Tagen einem Labyrinth. Der Gebäudekomplex besteht aus mehreren Häusern, wie dem Jakob-Kaiser-Haus, dem Paul-Löbe-Haus, dem Reichstag oder dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus mit einer der größten Parlamentsbibliotheken weltweit. Die Häuser sind alle unterirdisch oder über Brücken miteinander verbunden. Doch insbesondere der Übergang zwischen den Gebäuden stellte eine Herausforderung dar. Um den Finanzausschuss zu besuchen, musste man zum Beispiel von dem Jakob-Kaiser-Haus in das Paul-Löbe-Haus wechseln.
Richtungsweisende Entscheidungen in AGs und Ausschüssen
Nach vorheriger Anmeldung kann man als Praktikant/-in an Arbeitsgruppen- und Ausschusssitzungen teilnehmen. Da Frau Karliczek Mitglied des Finanz- sowie Tourismusausschusses ist, begleitete ich sie am Dienstagmorgen zur Arbeitsgruppe (AG) Finanzen und im Anschluss zur AG Tourismus sowie am Mittwoch zu den entsprechenden Ausschüssen. Die Teilnahme an diesen Sitzungsrunden ist insofern etwas Besonderes, als dass sie einen konkreten Einblick in die politische Entscheidungsfindung gewähren. Tagesordnungspunkte wie „Finanzhilfen zugunsten Griechenlands“ und die damit verbundene aktuelle Brisanz erhöhten die Attraktivität dieser Sitzungen nochmals. Interessant waren zudem die externen Gäste, die diesen Meetings mitunter beiwohnten. So bezog im Tourismusausschuss beispielsweise der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Herr Dr. Rüdiger Grube, Stellung zu aktuellen tourismus- und bahnpolitischen Themen. Verkehrspolitik war auch das Thema der Plenarsitzung, die ich besuchte: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt stellte sein Konzept zu einer Infrastrukturabgabe vor, über welche im Anschluss angeregt debattiert wurde. Imposant an dem Plenarsaal selbst ist das gläserne Dach, das den Abgeordneten die Volkssouveränität vergegenwärtigen soll und Transparenz im politischen Prozess symbolisiert.
Vielseitiges Aufgabenspektrum
Wenn keine AG oder kein Ausschuss auf dem Programm stand, wurden mir unterschiedlichste Aufgaben zugewiesen. Das Klären von Zuständigkeiten, Ablage, Rechercheaufgaben oder die Abfrage von Sachständen waren nur einige von verschiedensten Angelegenheiten, die während des Praktikums anfielen. Ebenso nahm die Beantwortung von Bürgeranfragen einen wesentlichen Teil meiner Arbeitszeit in Anspruch. Dass sich so viele Bürger/-innen direkt an ihren Parlamentarier wenden, hätte ich in Zeiten, in denen man oft von Politikverdrossenheit spricht, nicht erwartet.
Hochkarätiges Praktikantenprogramm
Nebenbei eröffnete mir die CDU/CSU-Fraktion die Möglichkeit, an ihrem Praktikantenprogramm teilzunehmen. Infolge des vielfältigen Angebots lernte ich nicht nur andere Praktikanten kennen, sondern konnte an Führungen und Diskussionsrunden mit hochrangigen Politikern teilnehmen. Mehrere Bundesminister und Staatssekretäre stellten sich unseren Fragen und gaben einen profunden Einblick in ihre Tätigkeiten.
Wertvolle Erfahrungen
Insgesamt haben die vier Wochen in Berlin meine Erwartungen mehr als erfüllt. Durch das Praktikum erhält man einen fundierten Einblick in die Arbeitsweise des Deutschen Bundestages, den in dieser Form kein Schulbuch vermitteln kann. Neben der Kenntnisvertiefung der innenpolitischen Prozesse, lernt man viel über tägliche Büroarbeit, wie zum Beispiel Formalitäten bei Briefen oder einen politisch korrekten Schreibstil.
Ein Dank geht an dieser Stelle an Frau Karliczek und ihrem Team in Berlin, die mich während der gesamten Zeit bestmöglich unterstützten und mir durch das angenehme Arbeitsklima eine rasche und einfache Integration ermöglichten.
Fest steht auch, zum Kaffeetrinken und Däumchendrehen blieb nur am Rande Zeit.