Ibbenbürener Volkszeitung: Wolfgang Bosbach spricht Klartext vor mehr als 2000 Zuhörern

Ibbenbürener Volkszeitung: Wolfgang Bosbach spricht Klartext vor mehr als 2000 Zuhörern

RECKE. Er war der Mann, den sie erwartet hatten. Ein Mann, der Tacheles redet, Rückgrat zeigt und die Dinge beim Namen nennt, auch wenn sie unangenehm sind. Wolfgang Bosbach, Vorsitzender des Bundestags-Innenausschusses. Und dafür zollten die mehr als 2000 Besucher, die zum Teil stehen mussten, ihm Respekt und viel Applaus.

Bosbach begann mit einem Dank. Dafür, dass er zum ersten Mal nach Recke kommen durfte. Und dass die Menschen ihn sehen wollen, und nicht Schalke 04.
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Und der bekennende Karnevalist Bosbach, der jetzt weiß, dass nicht Köln der Mittelpunkt des Karnevals ist, sondern Recke, forderte die Menschen auf, zu feiern. „Denn wenn wir das nicht mehr tun, dann haben die Extremisten gewonnen.“ Zuwanderung und Integration, dazu gebe es kein Ja oder Nein. „Zuwanderung werden wir auch in Zukunft haben.“ Die Integration sei, das zeige die Geschichte Deutschlands, immer wieder gelungen. Aber wenn Millionen Menschen aus der ganzen Welt nach Deutschland kommen, „dann müssen die Regeln der Bundesrepublik Deutschland gelten und sonst nichts“. Das sei auch kein Nationalismus, der in seiner übersteigerten Form in der Vergangenheit viel Leid über das Land gebracht habe. Er grenze sich ganz klar ab von Rechtsradikalismus und ausländerfeindlichen Parolen. Bosbach. Finanzpolitik, Griechenland, Wahlkampf, Bildungspolitik, Ukraine-Krise waren weitere Themen seiner deutlichen Rede.

Karl-Josef Laumann (Vorsitzender der CDU Münsterland und Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium) wurde wie immer mit großem Applaus begrüßt. Über Bodo Ramelow, den linken Ministerpräsidenten in Thüringen, sagte er: „Das hätte ich mir vor 25 Jahren nicht träumen lassen.“ Ein großes Lob hatte er hingegen für Angela Merkel parat: „Alleine, dass sie heute Bundeskanzlerin sein darf, dafür hat sich die Wiedervereinigung gelohnt.“

Die CDU-Kreisvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Christina Schulze Föcking war die „Abteilung Attacke“ auf landespolitischer Ebene. An Rot-Grün in Düsseldorf ließ sie kaum ein gutes Haar: Hannelore Kraft kümmere sich nicht um wichtige Infrastrukturinvestitionen. „Sie hat ganz andere Sorgen, nämlich: ‚Wie lenke ich vom eigenen Versagen ab?‘“, legte sie der Ministerpräsidentin in den Mund. Und Finanzminister Walter-Borjans greife „fleißigen Menschen in die Tasche“.

Die Verdienste des noch amtierenden Landrates Thomas Kubendorff wurden mehrfach gewürdigt. Kubendorff wollte erst mal Danke sagen. 27 Jahre Vollgas seien genug, nannte er noch einmal die Gründe für seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur und referierte anschließend das Erreichte im Kreis.

Bürgermeister Eckhard Kellermeier hielt ein „sehr finanzlastiges Grußwort“, wie er einräumte. Er beklagte die aus seiner Sicht ungerechte Verteilung von Schlüsselzuweisungen zulasten ländlicher Kommunen. An die Landespolitiker appellierte der Rathauschef, ihre Oppositionsrolle so wahrzunehmen, dass sich das ändere.

Der Recker CDU-Vorsitzende Werner Rählmann erinnerte an das „unaufhaltsam auf uns zukommende Jahr 2018“, in dem der Bergbau auslaufen wird. Wichtigstes Ziel sei die Ansiedlung von neuen Unternehmen, denn nichts benötige die Region dringender als Arbeitsplätze.


Stau auf der Autobahn bremst Bosbach aus

Bevor sich Wolfgang Bosbach – so wie bisher alle Hauptredner beim Politischen Aschermittwoch – ins Goldene Buch der Gemeinde Recke eingetragen hat, war im Ratssaal Geduld gefragt. Ein Stau auf der Autobahn 1 bremste den 62-Jährigen aus.

Um 19 Uhr klingelte das Handy eines Parteifreundes vor Ort. Die Durchsage von Wolfgang Bosbach: Stau zwischen Münster-Süd und Münster-Nord und noch knapp 65 Kilometer bis Recke. Die geplante Ankunft um 19.30 Uhr war nicht mehr zu halten.

Der Ratssaal war da schon längst gut gefüllt. Bürgermeister Eckhard Kellermeier, CDU-Prominenz aus Recke und dem ganzen Münsterland sowie Vertreter des gesellschaftlichen Lebens in der Bergbau- und Töddengemeinde warteten auf den Berliner Politpromi, der diesmal aus seiner rheinischen Heimat anreiste. Als Bosbach um 19.50 Uhr immer noch nicht da war, stieg allmählich die Nervosität. Schließlich sollte es um 20.15 im Zelt losgehen.

Dann ging alles ganz fix: Bosbach kam um Punkt 20 Uhr an, schnell das obligatorische Foto mit den Tödden und einem hochprozentigen Kurzen. „Das sind die sogenannten Schnaps-Schüsse“, witzelte der Bürgermeister. Seinen Duzfreund Karl-Josef Laumann begrüßte Bosbach mit „Tach Jupp!“, bevor er sich mit den weiteren CDU-Granden Jens Spahn, Dr. Markus Pieper, Anja Karliczek und Christina Schulze Föcking für ein paar Minuten an einen Tisch setzte. Reckes CDU-Chef Werner Rählmann und der Bürgermeister nutzten die Gelegenheit für einen kurzen Plausch mit dem hochkarätigen Gast.

Viel konnten sie nicht besprechen, der Zeitplan drängte. Von vielen Parteifreunden eingerahmt, setzte Bosbach sein Autogramm in das Ehrenbuch. Und vor der Tür wartete schon der Musikzug Blau-Weiß Espel, der die Polit-Matadore in die Arena begleiten sollte. Jens T. Schmidt



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