25 Jun Heimische Pflanzen für den Klimawandel fit machen
Anja Karliczek besucht Hortensienkultur Kötterheinrich
Lengerich/Münsterland. Erfindungen müssen durch Patente geschützt werden. Pflanzen müssen sich neuen Gegebenheiten, die der Klimawandel mit sich bringt, anpassen.
Was ist aber, wenn das eine dem anderen im Weg steht?
Hortensien (lat. Hydrangea) sind beliebte Gartenpflanzen (um genau zu sein: Ziersträucher) in unserer Region. Welcher Hobbygärtner weiß es nicht: Hortensien haben wunderbare Blätter, Blüten in weiß, rosa, pink bis ins blau- und lilafarbene hinein. Aber bekannt ist auch der Wasserdurst der Pflanzen. Wasserdurst, der bei heißer und trockener werdenden Sommermonaten nicht immer ausreichend bedient werden kann.
Die Pflanzen retten sich. Sie sparen bei Wassermangel mit Blüten, bzw. bereits vorhandene Blütenstände werden braun und unansehnlich – sehr zum Leidwesen des Hobbygärtners.
„Die Verbraucher möchten, dass wir Pflanzenzüchter mit der Zeit gehen und Pflanzen entwickeln, die toleranter sind. Wer möchte schon jedes Jahr seinen Garten komplett runderneuern?“ erklärt Thomas Becker, Inhaber der Fa. Kötterheinrich, beim Besuch der Tecklenburger Bundestagsabgeordneten Anja Karliczek.
„Klimawandel bedingt auch Klimaanpassung“, sagt Anja Karliczek (CDU), die als Bundesministerin für Bildung und Forschung mit am Tisch des neu einberufenen Klimakabinetts sitzt. Unsere Region müsse sich auf trockenere Sommer und extremere Wetterlagen einstellen, sagt sie.
Auf über 25 ha Fläche widmet sich Firma Kötterheinrich in Lengerich in 3. Generation der Zucht von Hortensienkulturen für den Fachhandel. 9 Millionen Hortensien verlassen jährlich die Hohner Mark in 1A-Qualität, daher weiß Becker, welche Pflanzen am Markt verlangt werden. Der Fachhandel frage ihn gezielt nach Pflanzen, die bienenfreundlich und schädlingsresistent seien, sagt er. „Die Verbraucher brauchen pflegeleichte und überlebensfähige Pflanzen. Wir wollen, dass auch unsere traditionellen alten Pflanzensorten zukunftsfähig sind. Viel Fachwissen sitzt in unseren traditionellen Gartenbaubetrieben und wird vom Altgesellen an den Azubi weitergegeben. “ warb er für ein Umdenken in der Politik. Becker warnt vor zu viel Patentschutz, der seiner Ansicht nach die großen Konzerne begünstige: „Jede neue Sorte baut auf bereits bestehende Sorten auf. Wir erhalten viele Pflanzensorten nur dann, wenn wir weltweit ungehinderten Zugang zu Pflanzenmaterial garantieren!“.
Die Züchtungsforschung ist ein wichtiger Zweig im Bundesforschungsministerium, sagt Anja Karliczek. Beim Wandel des Klimas müssten die Pflanzen Schritt halten. „Wir müssen den „Werkzeugkasten“ der Natur unterstützen, um die steigende Nachfrage nach sicheren Ernten und nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen zu bedienen.“ Dürreperioden, Versalzung, Schädlinge sind Anforderungen, die Pflanzen auch in Afrika aushalten müssen, so die Ministerin. Man müsse da 20 Jahre weiter denken. „Durch zeitgemäße Züchtungen können Erträge vermehrt und Chemie vermieden werden.“ Die Fachkenntnis könne man nicht nur den Konzernen in Amerika und Asien überlassen, sondern müsse eigene Expertise unterstützen und ausbauen, ist sie überzeugt.