15 Nov. FASD – Das vermeidbare Leiden: Anja Karliczek MdB im Gespräch bei „tibb“
Ibbenbüren. Ein Informationsgespräch über betriebliche Altersvorsorge mit der CDU-Finanzpolitikerin Anja Karliczek sollte es werden. Aber schnell nahm das Gespräch eine neue Richtung und die Runde diskutierte über das „Fetale Alkoholsyndrom (FASD“) bei Kindern. Als „total unterschätzt“ beschrieb Prof. Dr. Klaus Münstermann, Inhaber der Kinder- und Jugendhilfe „tibb“ in Ibbenbüren diese Schädigung beim Besuch der Tecklenburger Bundestagsabgeordneten und dem Vorsitzenden der CDU-Ratsfraktion Ulrich Remke. Mehrere Tausend Kinder kämen jährlich in Deutschland mit FASD und damit verbundenen Behinderungen auf die Welt, berichtete Sandra Naßmacher, Sprecherin der Geschäftsführung. FASD sei keine ausschließliche Problematik in Suchtfamilien, sondern betreffe Kinder in allen Gesellschaftsschichten. Bereits kleine Mengen Alkohol in der Schwangerschaft könnten zu Schädigungen des ungeborenen Kindes führen. Je nach Entwicklungsphase des Kindes könnten unterschiedliche Zell- und Organbereiche betroffen sein, so die Familienberaterin. Kinder mit FASD seien oftmals körperlich beeinträchtigt, entwicklungsverzögert und auffällig im sozialen Verhalten. Dies stelle nicht nur Kinder, sondern auch die Pflegefamilien zunehmend vor Herausforderungen. Der Teufel stecke dabei manchmal im Detail: Zum Beispiel sei eine genaue Abgrenzung im Sozialgesetzbuch manchmal schwer und führe zu unterschiedlichen Zuständigkeiten, so Uwe Dall, Geschäftsführer „tibb“ Niedersachsen.
„Wir setzen viele Landes- und Bundesgesetze auf kommunaler Ebene sehr erfolgreich um, aber wir brauchen auch die nötigen Geldmittel! Es kann nicht sein, dass Bund und Land Aufgaben delegieren, ohne dafür die erforderlichen Finanzmittel zur Verfügung zu stellen.“ warb Kommunalpolitiker Ulrich Remke für eine stärkere Beteiligung der Bundespolitik. „Viele Aufgaben können vor Ort besser erledigt werden, als von zentraler Stelle aus!“ bestätigte Anja Karliczek. Als Mitglied der Arbeitsgruppe der Bundestagsabgeordneten zur Föderalismuskommission, die auf Bundesebene die Bund-Länder-Finanzbeziehungen neu verhandeln, werde sie daher ein besonderes Augenmerk auf die finanzielle Ausstattung der Städte und Gemeinden haben.
Ein soziales Netzwerk für die Betroffenen zu bieten, sei ein festes Ziel der Beratungsstelle, so Münstermann. Darüber hinaus kündigte er an, dass FASD das Thema der nächsten zentralen Fachtagung am 12. September 2015 in Ibbenbüren werde.