Ministerin Anja Karliczek wirbt in der Haushaltsdebatte für den Digitalpakt. „Der Bund hat Wort gehalten. Die Grundgesetzänderung ist auf den Weg gebracht“, sagt sie – und appelliert an die Abgeordneten: „Jetzt haben Sie es in der Hand, zuzustimmen.“ ...
Bundesministerin Anja Karliczek hat bei der abschließenden Beratung des Bundeshaushalts auf die herausragende Bedeutung von Bildung und Forschung für jeden einzelnen und für die Gesellschaft hingewiesen. Es brauche mehr Dynamik, Mut und langen Atem.
Es gilt das gesprochene Wort. Sehr geehrter Herr Bundestagspräsident,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
meine sehr verehrten Damen und Herren! Ein fester Vorsatz ist das wichtigste Instrument für Erfolg. Und ich habe einen festen Vorsatz: Ich möchte die Menschen und unsere Wirtschaft in Deutschland fit für die Zukunft machen! Dabei geht es mir einerseits um den Menschen selbst: Um seine individuelle Persönlichkeit und seine Möglichkeiten, am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Eine gute Ausbildung gibt hierzulande jedem die Chance, sich das gewünschte Leben aufzubauen. Andererseits geht es mir bei guter Bildung um Sachinhalte, um Know-How für den Beruf. Bereits Kinder haben heute ein Smartphone als ständigen Begleiter dabei. Mit google-Maps, Park-App und Banking-App bewegen wir uns durch den Alltag. Wir starten in eine neue Arbeitswelt: Azubis lernen mit Datenbrillen die Montage. Fahrerlose Transporter erledigen Logistikaufgaben. Bauteile lösen selbstständig den Reparaturauftrag aus. In allen Bereichen erreichen wir neue technologische Möglichkeiten. Das ist Fakt und unaufhaltsam. Nur mit Menschen, die bereit sind, hier mitzugehen, bleiben wir als mündige Bürgergesellschaft und als Wirtschaftsnation am Ball. Nur so können wir an der Weltspitze bei Forschung und Innovation bleiben. Wir brauchen digitale Bildung: in den Schulen, den Berufsschulen, den Hochschulen und darüber hinaus. „Lebenslanges Lernen“ ist mehr als ein Schlagwort: Es ist zur Notwendigkeit des privaten und beruflichen Alltags geworden. Wenn mich eine Rentnerin anspricht, dass ihr der ganze technische Schnickschnack zu viel wird, dann möchte ich entgegen können: Keine Sorge, da gibt es jede Menge gute Unterstützung. Wenn mich ein Lehrer fragt, wie er die Jugendlichen auf den neuen Arbeitsmarkt vorbereiten soll. Dann möchte ich auf gut ausgerüstete Schulen, einen zukunftsfesten Lehrplan und passende didaktische Lehrmaterialien verweisen können. Deswegen ist mir der Digitalpakt so wichtig. Deswegen müssen wir jetzt das Grundgesetz ändern. Deswegen müssen wir jetzt den Nationalen Bildungsrat auf den Weg bringen. Wir brauchen ein Bildungssystem, das MINT-Kenntnisse und kognitive Kompetenzen fördert. Gute Chancen für unsere jungen Menschen entstehen aus Leidenschaft und passenden Rahmenbedingungen. Meine verehrten Damen und Herren, das sind nur einige wichtige Leitlinien, die ich mit dem Etat des Bundesministeriums für Bildung und Forschung verwirklichen möchte. Ein Etat, der in den letzten Jahren beachtliche Aufwüchse erfahren hat. Mit rund 17,6 Milliarden Euro im Jahr 2018 ist er der viertgrößte im Bundeshaushalt. Und das zeigt: Wir als Bundesregierung investieren kontinuierlich und verlässlich in Bildung und Forschung und damit in die Zukunft Deutschlands. Denn Bildung und Forschung benötigen keinen Aktionismus, sondern einen langen Atem, wie wir ihn seit 2005 beweisen und wie ihn auch der Koalitionsvertrag für die kommenden Jahre vorzeichnet. Mir geht es nicht darum, jedes Jahr mehr Geld ausgeben zu können. Mir geht es darum die Aufgaben, die mit dem Etat verbunden sind, gut zu erfüllen. Der Staat muss ein verlässlicher Partner sein – für die Bürger, Institutionen und Unternehmen. Dafür ist der Hochschulpakt, den wir – Bund und Länder – gemeinsam finanzieren, ein gutes Beispiel. So konnten seit 2007 über 900.000 zusätzliche Studienplätze geschaffen werden. Wir haben damit die Hochschulen unterstützt, die doppelten Abiturjahrgänge abzufedern. Jetzt gilt es, den Hochschulpakt mit neuer Intention fortzusetzen. Genügend Kapazitäten in den Hochschulen sind jetzt da. Jetzt setzen wir auf mehr Qualität. Liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausschuss für Bildung und Forschung und aus dem Haushaltsausschuss, ich danke Ihnen dafür, dass Sie – bei allen unterschiedlichen Ideen, die wir diskutieren – immer das Ziel vor Augen haben, dass jeder Euro für Bildung und Forschung eine gute Investition in die Zukunft unseres Landes ist. Bildung und Forschung brauchen diesen Grundkonsens und Ihre Unterstützung. Und Sie können gewiss sein, dass wir (als BMBF) das uns anvertraute Geld in wirksame Maßnahmen umsetzen. Lassen Sie mich einige Belege nennen: Eines meiner wichtigen Anliegen ist, die berufliche und akademische Bildung als gleichwertige Bildungswege nebeneinander zu stellen – strukturell und finanziell, und auch in der Ausstattung. Wenn wir es ernst meinen, dass jeder junge Mensch den Weg gehen soll, der seinen Fähigkeiten und Wünschen entspricht, dann ist es jetzt höchste Zeit, Aufstiegswege in der beruflichen Bildung zu definieren und zu fördern. Wie machen wir das? Strukturell, indem wir
die Berufsbildung an Digitalisierungsanforderungen anpassen,
die Aus- und Weiterbildung besser miteinander verzahnen und
erfolgreiche Aufstiege und Karrieren in der beruflichen Bildung fördern.
Finanziell, indem wir
einen deutlichen Ausbau des Aufstiegs-BAföG (350 Millionen Euro ab Frühjahr 2020) vornehmen,
mit einer Palette neuer Initiativen starten, die von einem Bundeswettbewerb zu Innovationsclustern Berufsbildung (80 Millionen Euro) bis zu Maßnahmen zur Digitalisierung der Berufsbildung reichen und
bewährte Initiativen fortsetzen, die zur Durchlässigkeit beruflicher Bildung in beide Richtungen beitragen, etwa Studienabbrecher für die Berufsbildung zu gewinnen (im Rahmen von Jobstarter plus).
Und wenn ich von Modernisierung der Ausbildung spreche, so darf ein Kernpunkt nicht fehlen: Die Qualifizierung derjenigen, denen wir unsere Kinder anvertrauen. Wir unterstützen die Länder, ihrer Pflicht zur Lehrerweiterbildung nachkommen zu können. Damit machen wir die angehenden Lehrerinnen und Lehrer digital fit und setzen einen Schwerpunkt auf die Berufsschule. Es ist mir ein persönliches Anliegen, dass unsere Lehrerschaft nicht nur gut aus- und weitergebildet wird, sondern dass ihre Arbeit auch den notwendigen Respekt und Rückhalt durch die politisch Verantwortlichen aber genauso durch die ganze Gesellschaft erfährt. Doch auch Forschung und Innovation haben wir im Blick:
Mit Förderprogrammen von der Mikroelektronik über die IT-Sicherheit bis hin zur Künstlichen Intelligenz sorgen wir dafür, dass hierzulande die Forschung in Schlüsseltechnologien vorangebracht wird. 910 Millionen Euro stecken wir mit diesem Haushalt in neue Technologien – ein Plus von über 20 Prozent gegenüber 2017.
Denn nur wer bei diesen Themen die Nase vorn hat – Innovationen entwickelt, Experten ausbildet, Standards setzt –, sichert wirtschaftliches Wachstum, Arbeitsplätze und Lebensqualität.
Ein gutes Beispiel ist insbesondere die Forschungsfabrik Mikroelektronik, die die deutsche und europäische Halbleiter- und Elektronikindustrie im globalen Wettbewerb stärkt. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft schafft Schnelligkeit, Innovationskraft und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit.
Wichtig ist mir auch die Gesundheitsforschung. Denn Gesundheit betrifft jeden Menschen. Wenn beispielsweise kein Antibiotikum mehr wirkt, stehen wir vor großen Problemen. Deshalb stecken wir gerade in die Gesundheitsforschung viel Geld. Dazu gehört auch die Krebsforschung, denn diese Krankheit belastet ganze Familien über lange Zeiträume.
Forschung ist also für den Einzelnen wichtig, aber auch für die Innovationskraft und damit Wettbewerbsfähigkeit unserer gesamten Wirtschaft. Deutschland zählt zu den innovativsten Ländern der Welt. Im letztjährigen Global Innovation Index lag die Bundesrepublik auf Rang neun. Nachweislich sind die Entwickler hierzulande kreativ und leistungsfähig. Doch Fakt ist auch: Die Innovationskraft ist regional unterschiedlich ausgeprägt. Im Mittelstand muss sie gestärkt werden. Und: wir entwickeln hierzulande hauptsächlich inkrementelle Innovationen. Deshalb brauchen wir mehr Dynamik und mehr Mut. Das ist nicht nur eine Frage von monetärer Förderung, sondern auch von kluger Strategie und Kulturwandel. 2019 werden wir deshalb eine Agentur für Sprunginnovationen einrichten, um bei der Innovationskraft unseres Landes mehr PS auf die Straße zu bringen. Denn um neue Märkte zu erschließen, brauchen wir mehr große technologische Sprünge statt kleine Schritte. Herr Sattelberger hat vor kurzem etwas despektierlich davon gesprochen, dass wir uns in Deutschland mit den Forschungseinrichtungen „fette Katzen“ herangezüchtet hätten. Dem möchte ich deutlich widersprechen, denn liebe FDP: Die „Katzen“ Leibniz, Max Planck, Fraunhofer und Helmholtz sind äußerst beweglich und innovativ! Die dürfen wir nicht auf Diät setzen. Mit der Agentur für Sprunginnovationen wollen wir vielmehr einen „Schnüffelhund“ freilassen, damit über die klassische Forschungsleistung hinaus visionäre Ideen verfolgt werden können. Durch neue Freiräume und zusätzliche Mittel! Ein weiteres wichtiges Zukunftsthema ist die Künstliche Intelligenz. Wenn Roboter und intelligente Software immer mehr Aufgaben für die Menschen übernehmen, hat das enorme Auswirkungen auf die Wertschöpfung und den Arbeitsmarkt. In der Grundlagenforschung der Künstlichen Intelligenz ist die deutsche Wissenschaft – dank DFKI und den oben genannten Katzen(!) – schon weit vorangeschritten. Jetzt erarbeiten wir gerade eine Gesamtstrategie für Künstliche Intelligenz. Das heißt: gemeinsam Projekte definieren, Einrichtungen vernetzen und neue Transferstrukturen schaffen. Dabei stimmen wir uns auch eng mit den europäischen Partnern ab, insbesondere mit Frankreich. Meine verehrten Damen und Herren, seit über einem Jahrzehnt genießt die deutsche Bildungs- und Forschungspolitik hohe Priorität – deshalb steht Deutschland hervorragend da. Doch der innovative Wettbewerb weltweit geht weiter. Wichtig ist, dass die Innovationspipeline im Land immer möglichst gut gefüllt bleibt. Das heißt, wir müssen noch schneller und besser werden. Das heißt, wir müssen viel investieren. Dabei geht es aber nicht nur um staatliches Geld. Wir brauchen das Miteinander von Wissenschaft und Wirtschaft. Investitionen in Bildung und Forschung schaffen den Mehrwert, den unsere Gesellschaft jetzt braucht. Unser Haushalt – mein Fachbereich – ist eine solide Grundlage, diese Themen zu gestalten. Vielen Dank.
Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek anlässlich des Innovationsdialogs auf dem Wirtschaftstag des CDU-Wirtschaftsrats in Berlin
Es gilt das gesprochene Wort. Sehr geehrter Herr Bahlsen,
sehr geehrter Herr Minister Greg Clark,
liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Deutschen Bundestag,
sehr geehrte Frau Espinel,
sehr geehrter Herr Stroh,
meine sehr geehrten Damen und Herren! „Das weiß ich leider nicht.“ Spätestens, wenn ein Sprachassistent zum fünften Mal in Folge diese Antwort ausgespuckt hat, zweifelt man an den Fähigkeiten künstlicher Intelligenz. Dann aber kommt plötzlich eine humorvolle Antwort und man spürt das enorme Potenzial direkt in seinem Wohnzimmer. Im Film „HER“ (von Spike Jonze aus dem Jahr 2013) geht es sogar soweit, dass sich ein Mann in eben eine solche Stimme verliebt, weil die künstlich intelligente Frau in seinem Betriebssystem seine Gefühle erwidert. Klar, das ist Fiktion, aber sie hat Millionen von Menschen auch deswegen gefesselt, weil sie nicht mehr gänzlich unmöglich erscheint. Sie wirft elementare Fragen auf, mit denen sich auch die aktuellen Debatten beschäftigen: Was ist, wenn die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen? Kann die Künstliche Intelligenz aus dem Ruder laufen? Wer trägt dann die Verantwortung? Wer trifft die Entscheidungen? Getrieben von ihrer Neugier, verfolgen Menschen schon seit Jahrzehnten den Gedanken, Menschen und Maschinen miteinander zu verbinden. Und damit das Leben völlig neu zu gestalten. Schon in den 50er und 60er Jahren wurden die ersten Roboter entwickelt. Spätestens seit „Deep Blue“ 1997 als erster Computer in der Lage war, den Weltmeister Garry Kasparov im Schach zu besiegen, ist klar: Künstliche Intelligenz – von allen nur noch „KI“ genannt - kann es mit dem menschlichen Gehirn aufnehmen. Aber KI ist dem Menschen noch lange nicht überlegen. Sie ist ein wertvoller Helfer, und als solchen wollen wir sie nutzen. Wenn Sie also in diesem Forum die Frage aufwerfen, ob Künstliche Intelligenz eine „Revolution“ unseres Jahrhunderts sei, so antworte ich: Für mich ist es eine „Evolution“. Wo stehen wir heute bei der Künstlichen Intelligenz? Selbstfahrende Autos sind schon erfunden, intelligente Algorithmen setzen uns genau auf unsere Bedürfnisse zugeschnittene Werbung vor, und sie können auch schon MRT-Aufnahmen von Patienten auswerten. Noch ist das nicht Alltag, aber die Möglichkeiten sind schon da. Ich wäre froh, wenn Künstliche Intelligenz uns Menschen künftig zeitraubende Arbeit erspart: ob im Haushalt, auf der Arbeit oder auch in der Fabrik. Damit in Zukunft mehr Zeit für wichtigere Dinge bleibt. Das ist gut für die Menschen und die Wirtschaft. Aber wir wollen sicher nicht alles, was möglich ist, auch in die Tat umsetzen. Es gilt, Chancen und Risiken miteinander abzuwägen. Wir müssen offen und ehrlich darüber diskutieren. Und am Ende müssen wir einen rechtlichen und ethischen Rahmen setzen. Wir nehmen unseren Gestaltungsanspruch an dieser Stelle sehr ernst. Wir begleiten die Entwicklung einer so umwälzenden Technologie eng. Denn der Einfluss auf unsere Gesellschaft ist groß und wir müssen unsere Werte geltend machen. Allerdings wollen wir auch wirtschaftlich mit dieser Fortschrittstechnologie erfolgreich sein. Dazu brauchen wir starke Unternehmen. Denn durchsetzen werden wir uns mit unseren Vorstellungen nur, wenn starke Unternehmen in Deutschland auch international in der Lage sind, den Ton anzugeben. Wir werden - so steht in unserem Koalitionsvertrag - Deutschland zu einem weltweit führenden Standort bei der Erforschung von KI machen. Intensiv arbeiten wir an einem nationalen Masterplan für Künstliche Intelligenz, den wir im Herbst vorstellen werden. Gemeinsam mit Frankreich werden wir dieses Projekt in Europa vorantreiben und nationale Strategien mit dem Masterplan der Europäischen Kommission verzahnen. Denn es geht dabei um mehr als um die Konkurrenzfähigkeit unserer Wirtschaft. Und seit Sonntag auch noch um mehr als den europäischen Zusammenhalt! KI fordert uns als Gesamtgesellschaft heraus. Diese Technologie ist in der Lage, unser Lernen, unser Arbeiten, ja unser gesamtes Leben zu verändern. Grundsätzlicher noch als es die Glühbirne oder das Auto je konnte. Doch darin steckt eine große Chance! Vorausgesetzt, Wissenschaft und Wirtschaft arbeiten transparent und verantwortungsvoll zusammen. Denn die letzte Entscheidung muss immer der Mensch treffen. Das gilt für den Einsatz von Drohnen ebenso wie für die Behandlung von Krankheiten.
Wir können und müssen das wichtigste Innovationsthema der nächsten Jahre so gestalten, dass die Menschen darauf vertrauen können, dass sie weiterhin diejenigen sind, die die Entscheidungen treffen. Ich bin da zuversichtlich. Denn auch in der Industrie 4.0 ist es gelungen, den digitalen Wandel in Industrie und Arbeitswelt gemeinsam erfolgreich anzugehen. Weil die Bundesregierung, die Wirtschaft und die Forschung gut zusammengearbeitet haben. Deutschland ist hier mittlerweile ein Vorbild für viele andere Länder. Die Welt schaut auf uns. Diesen Anspruch haben wir auch, wenn es um das Thema Künstliche Intelligenz geht. Was wir aktuell erleben, ist ein regelrechter Wettlauf um die technologische Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. Unternehmen wie Google, Facebook, Alibaba, die Autohersteller, Banken, Versicherungen und Wagniskapitalgeber investieren bereits hohe Summen.
Das geht weit über das hinaus, was mit der Industrie 4.0 vor einigen Jahren begonnen hat. Die Veränderungen betreffen alle Branchen unserer Wirtschaft. Wenn wir wollen, dass Deutschland beim Thema Künstlicher Intelligenz in der Weltspitze mitspielt, dann müssen wir auch unsere technologische Souveränität stärken. Auf Einladung unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel haben einige Ministerkollegen und ich uns mit circa 40 Experten aus Wissenschaft und Industrie ausgetauscht. Denn hier ist strategisches Geschick gefragt. Deutsche bzw. europäische Wettbewerbsfähigkeit ist kein Selbstläufer mehr - auch wenn es sich momentan dank gut gefüllter Auftragsbücher vielfach noch so anfühlt. Wir stehen zwischen den USA und China. Das Silicon Valley investiert. Geld spielt keine Rolle. Und China bietet Geld und kurze Entscheidungswege. Wir müssen mutiger werden. Unternehmertum bedeutet, zu investieren in „Neuland“, Risiken einzugehen. Gerade unsere Familienunternehmen wissen das genau. Denn sie möchten ein florierendes Unternehmen an die nächste Generation abgeben. Und das wird uns nur gelingen, wenn wir gemeinsam die technologischen Entwicklungen annehmen. Es gibt viele Start-ups, die heute schon wunderbar zeigen, was möglich ist. Sie brauchen aber die etablierte Wirtschaft mit Ihrer Investitionskraft, um sich entwickeln zu können. Business Angels sind heute mehr denn je gefragt. Deutschland ist beim Thema Künstliche Intelligenz schon lange engagiert. Wir haben eine ordentliche Ausgangsbasis, auf die wir jetzt aufbauen können. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) ist das weltweit größte Institut auf diesem Gebiet. Eine solide Erfolgsgeschichte, die bereits vor 30 Jahren (1988) begann. An unterschiedlichen Standorten (Saarbrücken, Kaiserslautern, Berlin u.a.) forschen rund 900 Experten zum Thema Künstliche Intelligenz. Rund 80 Unternehmensgründungen sind aus dem DFKI heraus entstanden. Der Anfang ist also gemacht. Jetzt müssen wir zeigen, dass wir zusammen - Wissenschaft, Wirtschaft und Politik - in der Lage sind, die Herausforderung anzunehmen. Mit den Forschungsinstituten der Fraunhofer-Gesellschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft verfügt Deutschland über eine leistungsfähige Wissenschafts- und Forschungslandschaft im Bereich KI, die eng mit der Industrie verbunden ist.
Mit der Plattform Lernende Systeme ist eine Vernetzungsbasis geschaffen. Hier müssen wir aufsetzen. Die Konkurrenz aus den USA und aus China ist transferstark. Deshalb wird es in Zukunft entscheidender denn je sein, dass wir selbst aus unseren guten Forschungsergebnissen schneller marktfähige Produkte entwickeln. Bisher überlassen wir die Wertschöpfung aus unseren guten Ideen leider noch zu oft anderen. Das ist keine triviale Herausforderung. Denn das erfordert neben einem gezielten Konzept auch einen gesellschaftlichen Mentalitätswandel. Neben den Denkern müssen wir wieder das Land der Erfinder werden! Ein Land der Tüftler und Bastler! Darum habe ich folgende Anliegen: Erstens:Vor uns steht das Erreichen eines neuen Technologielevels. Die künstliche Intelligenz hat das Potential, unser gesamtes Zusammenleben zu verändern. Wir möchten, dass die klugen Köpfe, die in unserem Land leben und arbeiten, sich zusammentun - netzwerken, wie es so schön heißt. Dazu schaffen wir ein nationales Forschungskonsortium. In vier Kompetenzzentren zum Maschinellen Lernen zusammen mit den Big-Data-Kompetenzzentren und dem DFKI soll die praktische Anwendung erforscht werden. Und dann müssen sie ihre Produkte auch auf den Markt bringen.
Vom Wissenschaftler zum Unternehmer - eine Mischung aus Daniel Düsentrieb und Dagobert Duck sozusagen.
„Smarte Datenwirtschaft“. Daten sind der Treibstoff der Zukunft. Gezielt unterstützen wir deshalb Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, um Daten intelligent, effizient und sicher nutzbar zu machen.
Der Umgang mit unseren Daten ist eine Herausforderung der besonderen Art. Wir alle sehen die großen Chancen zum Beispiel für die Gesundheitsforschung, wenn wir Daten von Krankheits- und Behandlungsverläufen sammeln und sie mittels künstlicher Intelligenz auswerten. Aber die meisten von uns möchten bestimmt nicht, dass jeder Einsicht in unsere individuelle Krankenakte hat. Wir wollen selbst über unsere Daten bestimmen. Hier gilt es, eine gute Lösung zu finden. Die Unternehmen stehen vor ähnlichen Problemen. Sie könnten mithilfe der Künstlichen Intelligenz aus Daten neue Informationen gewinnen. Verbesserte Produkte und vor allem neue Dienstleistungen - wie kooperative Roboter oder vorausschauende Wartungssysteme - sind möglich. Schon vorher zu wissen, wann eine Maschine kaputt geht, schafft neue Effizienzen. Doch auch für viele Unternehmen ist das ein heikles Thema.
Denn gerade auch im wirtschaftlichen Bereich ist sensible Kontrolle über die eigenen Daten notwendig. Das Industrial Data Space schafft eine geschützte Umgebung für den Datenaustausch. Damit setzen wir Standards im selbstbestimmten Umgang mit Daten in der digitalen Welt. Damit haben wir einen sicheren Datenraum für verschiedene Branchen über nationale Grenzen hinweg geschaffen. Drittens:Wir brauchen Spezialisten, die Lernende Systeme entwickeln können. Genauso brauchen wir aber auch Menschen, die mit KI-basierten Systemen im Arbeitsalltag umgehen können. Um diese echteIntelligenz ist ein Wettlauf in vollem Gange, international und direkt in die Universitäten und Forschungseinrichtungen hinein. Wir wissen, dass wir in Deutschland etwas tun müssen, um Nachwuchs auszubilden und im Land zu halten. Eine sich derart schnell wandelnde Welt braucht eine enge Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis. Wie in der Industrie 4.0 sind auch hier berufliche und akademische Bildung gleichermaßen wichtig. Unser duales Ausbildungssystem ist ein Stabilitätsanker in einer sich derart schnell entwickelnden Welt, wie wir sie gerade erleben. Das duale Studium erlebt gerade einen Attraktivitätsschub, weil es so praxisnah ist. Jeder junge Mensch soll mit Freude seinen Weg gehen. Denn nur wer morgens mit Freude zur Arbeit geht, wird ein echter Leistungsträger in dieser Gesellschaft. Die berufliche Bildung steht wieder ganz oben auf unserer Tagesordnung. Wir wollen Sie neu aufstellen - strukturell, finanziell, aber auch in der Ausstattung. Wir möchten gerade auch die hochqualifizierten Schulabgänger wieder für unser duales System begeistern. Wir brauchen deshalb nicht nur hervorragende Hochschulen; wir brauchen auch Top-Berufsschulen. Denn nicht die Theorie, sondern die Praxis entscheidet über den Erfolg unseres Landes im internationalen Wettbewerb. Mein viertes Anliegen ist die Mittelstandsförderung:Viele Innovationen „Made in Germany“ gehen auf die inkrementellen Verbesserungen zurück, die in mittelständischen Unternehmen entstehen – dies ist eine Stärke Deutschlands. Wir stellen aber fest, dass sich der Mittelstand aktuell immer weniger am Innovationsgeschehen beteiligt – sei es, weil die Auftragsbücher voll sind, sei es, weil der Mut zu Investitionen fehlt. Das ist aber das gleiche, als wenn ein Formel-Eins-Fahrer sagt: ich kann gerade nicht tanken, ich muss ja Rennen fahren. Die Künstliche Intelligenz braucht jetzt unser aller Engagement. Jetzt ist die Zeit, neue Ideen, neue Anwendungsmöglichkeiten und neue Geschäftsmodelle zum Fliegen zu bringen! Deshalb werden Peter Altmaier und ich alles daran setzen, unseren Finanzminister zu überzeugen, dass wir jetzt die steuerliche Forschungsförderung brauchen. Als letztes, aber nichts desto weniger Wichtiges, noch ein Punkt: Wir müssen einen gesellschaftlichen Diskurs über den Umgang mit künstlicher Intelligenz führen. Nur so stellen wir sicher, dass innovative Entwicklungen auch Vertrauen in der Gesellschaft gewinnen. Der Mensch steht im Mittelpunkt. Die letzten Entscheidungen sind stets von den Menschen zu fällen. Jede Technologie ist nur Mittel zum Zweck, unser aller Leben ein wenig besser zu machen. Mit dem Netzwerk „Lernende Systeme“bringen wir Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen, um über den wirtschaftlichen Nutzen und den verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz im Alltag zu diskutieren. Wir gestalten Deutschland. Das ist unser Anspruch in einer herausfordernden Zeit. Wir setzen ethische und regulatorische Maßstäbe. Meine sehr geehrten Damen und Herren, die künstliche Intelligenz nimmt dem Menschen immer mehr Routineaufgaben ab, aber wir erkennen auch, dass der Mensch schwer ersetzbare Eigenschaften hat: seine Wissbegierde, sein Mut zur Innovation und seine Neugier. Es bleibt also dabei: es kommt auf uns Menschen an. Wir steuern die Richtung künstlich-intelligenter Systeme. Wir gestalten die digitale Transformation mit Verantwortung und Augenmaß. Was ich dazu tun kann - gerne. Dieser Gesellschaft zu Diensten.
„Wir brauchen Innovationen, die das Potenzial haben, neue Märkte zu schaffen“, sagt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek bei der Fraunhofer-Jahrestagung. Das gehe nur mit Mut zum Risiko – und etwas Neuem: einer Agentur für Sprunginnovationen.
Es gilt das gesprochene Wort. Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Weil,
meine sehr verehrten Damen und Herren! „Zusammenkunft ist ein Anfang. Zusammenhalt ist ein Fortschritt. Zusammenarbeit ist der Erfolg.“ Diese Erfolgsformel von Henry Ford gilt in einer digitalisierten Welt, in der neue Formen von Arbeit und Kollaboration möglich sind, mehr denn je. Kooperationen sind aus dem heutigen Geschäftsleben nicht mehr wegzudenken – international, interdisziplinär, zwischen Konzernen und Startups, zwischen Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen und vieles mehr. Sie sind ein Schlüssel für Innovationen.
Es gilt das gesprochene Wort. Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
sehr geehrter Herr Präsident Peña Nieto,
sehr geehrte Damen und Herren Minister,
sehr geehrte Herren Kommissare und Ministerpräsidenten,
sehr geehrte Abgeordnete und Staatssekretäre aus Bund, EU und Ländern,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Schostock,
Exzellenzen,
sehr geehrte Aussteller und Besucher der Hannover Messe 2018,
meine Damen und Herren! Robotik, künstliche Intelligenz und virtuelle Realitäten: Die Hannover Messe 2018 präsentiert die Zukunft der Industrie. Kleine wie große Unternehmen und Forschende aus aller Welt versammeln sich hier und zeigen auf eindrucksvolle Weise neue Technologien und Verfahren, die die Welt verändern. Es ist mir eine große Freude und Ehre, dieses Jahr in Hannover dabei zu sein und den Preisträger des Hermes Award 2018 vorzustellen zu dürfen:
„Deutschlands Leitlinien für ein zukunftsfähiges Innovationssystem“
Es gilt das gesprochene Wort. Sehr geehrter Herr Professor Hacker,
sehr geehrte Mitglieder der Expertenkommission Forschung und Innovation und des Stifterverbandes,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen aus dem Deutschen Bundestag,
sehr geehrte Damen und Herren Minister und Staatssekretäre,
sehr geehrte Damen und Herren! Wir leben in einer spannenden Zeit. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist eine Zeit der Spannungen. Wir erleben digitale Transformation, zunehmenden globalen Wettbewerb um Wissen und Märkte, Umweltveränderungen, Flucht und Migration. Wir erleben in Deutschland Wachstum und Wohlstand. In manchen Regionen und Branchen streben wir auf Vollbeschäftigung zu. Und doch spüren wir hierzulande bei vielen Menschen Unzufriedenheit und Zukunftsängste.